Forschung
Überblick zur Forschung am Seminar für Griechische und Lateinische Philologie
Gräzistik / Latinistik | Lehrstuhl für Mittellatein |
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Il mondo antico visto dalle glosse medievali |
Wir pflegen ein generalistisches Forschungsselbstverständnis. Entsprechend werden die jüngeren Forschenden spätestens ab der Masterstufe individuell unterstützt, was sich in einer grossen thematischen und methodischen Bandbreite der Qualifikationsarbeiten niederschlägt. Darüber hinaus vermeiden die Dozierenden eine strikte Trennung von Griechisch, Latein und Mittellatein bewusst, um den konstruktiven Dialog der Nachbarsdisziplinen zu fördern.
Prof. Dr. Markus Hafner folgte 2025 dem Ruf auf eine Ordentliche Professur für Gräzistik an der Universität Zürich. In seiner Forschung untersucht er ein breites Spektrum an Fragestellungen zur altgriechischen Literatur, die sich nicht nur auf die Antike beschränken, sondern auch zentrale Herausforderungen der Gegenwart einbeziehen. Er beschäftigt sich mit der Bildungskultur der Kaiserzeit, besonders mit dem Autor Lukian im intellektuellen Kontext der Zweiten Sophistik sowie im komplexen Beziehungsgeflecht von griechischer und römischer Kultur. Darüber hinaus hat er einen interdisziplinären Band zum Umgang mit der Emotion der Trauer und der Rhetorik der Trostspendung ediert. Zu seinem Forschungsgebiet zählen auch Konzeptionen literarischer Autorschaft, besonders Anonymität, Pseudepigraphie und kollektive Urheberschaft in der griechischen Literatur. Hierzu leitet er derzeit ein ursprünglich von der Europäischen Union finanziertes (ERC) Forschungsprojekt mit dem Titel COLLAPSE. Er interessiert sich zudem für die Geschichte der Altertumswissenschaften und deren Verflechtung mit der Politik.
Prof. Dr. Anke Walter ist seit Mai 2025 als Ordentliche Professorin für Latinistik an der Universität Zürich tätig. Zur ihren Forschungsschwerpunkten gehören antike Ursprungserzählungen. Zur Gestaltung von Zeit in antiken Ursprungserzählungen hat sie eine Monographie veröffentlicht sowie einen Sammelband zu den Erzählstrategien von Ursprungserzählungen mitherausgegeben. Ein weiterer Sammelband, den sie mitherausgegeben hat, zur Wirkungsmacht von Ursprüngen, ist im Erscheinen. Ein zweiter Forschungsschwerpunkt liegt in der Interaktion von Literatur und Religion, insbesondere im Kontext antiker Feiertage. In ihrer jüngsten Monographie setzt sich Anke Walter mit der Darstellung von Feiertagen in der lateinischen Literatur auseinander, d.h. insbesondere in Texten, in denen es nicht, wie z.B. in Ovids Fasti, primär um Feiertage geht, sondern in anderen lateinischen Elegien, in der horazischen Lyrik, im nachvergilischen Epos und in der Geschichtsschreibung. Auch zur Zeitlichkeit von Feiertagen hat sie einen Band herausgegeben. Antike Epik, insbesondere das flavische Epos, bildet einen weiteren Schwerpunkt ihrer Tätigkeit. Sie hat eine Monographie zu Erzählen und Gesang im flavischen Epos veröffentlicht und arbeitet derzeit an einer deutschen Übersetzung von Statius’ Thebais für de Gruyters Tusculum-Reihe. Schließlich beschäftigt sie sich mit der Körperlichkeit von Konflikt in der lateinischen Literatur und bereitet derzeit ein neues Forschungsprojekt zur literarischen Verarbeitung von Schmerz und Verwundung im neronischen und flavischen Epos vor.
Prof. Dr. Carmen Cardelle de Hartmann ist Literaturhistorikerin. Im Mittelpunkt ihrer Forschung stehen die kommunikativen Dimensionen von Literatur, insbesondere die Materialität der Überlieferung, die sozialen Kontexte und die sprachlichen und rhetorischen Konventionen. Inhaltlich hat sie einen Schwerpunkt in der Wissensliteratur und in der Religionspolemik. Ihre laufenden Projekte sind insbesondere die Kommentierung des Dialogus von Petrus Alfonsi und das SNF-geförderte Projekt Il mondo antico visto delle glosse medievali über die Auseinandersetzung mit den antiken Mythen und der antiken Rhetorik in hoch- und spätmittelalterlichen Klassikerkommentaren.
Als SNF Ambizione-Beitragsempfängerin führt Dr. Francesca Galli seit September 2022 am Lehrstuhl für Mittellatein ein Forschungsprojekt zur mittelalterlichen Optik und deren Verbreitung, Verwendung und Einfluss in verschiedenen Kontexten durch (The “Ineffabilis Utilitas” of Optics. Hybrid Uses of a Pivotal Science in 13th-century Imagery and Thinking; PZ00P1_201935).
Ein wichtiges Aushängeschild der Klassischen Philologie an der Universität Zürich bleibt die Religionswissenschaft, die mit dem Emeritus für Gräzistik, Prof. Walter Burkert, bis zu seinem Tod am 11. März 2015 höchst prominent vertreten war und auch von Prof. Christoph Riedweg sowie Prof. Laura Gemelli in Forschung und Lehre weitergepflegt wurde.